Vorsicht, die folgende Rezension enthält Spoiler.

Der Thriller AchtNacht, geschrieben von Sebastian Fitzek, handelt von zunächst zwei scheinbar wahllos gewählten Charakteren: Benjamin und Arezu.
Als Aufhänger für die komplette Story nutzt der Autor sozialpsychologische Viren.
Also basierend auf den Fragen:
Wie schnell verbreitet sich wohl ein millionenschweres Gerücht über soziale Medien?
Wie viele Menschen schenken diesem Gerücht tatsächlich ihren Glauben?
Wer folgt letztendlich den „Anweisungen“ des Gerüchtes?
Das Gerücht: JAGD, derjenige, der Benjamin oder Arezu in der Nacht des 8.8. tötet, erhält 10 Millionen Euro
Beide Protagonisten gelten laut des Gerüchts gesetzlich als Vogelfrei.
Die Frage, die an den Leser gestellt wird ist: Wer zur Hölle setzt so ein Gerücht denn bitte in die Welt?
Im Laufe des Buches wird klar, dass niemand anderes als Arezu dies getan haben kann. Typisch Psychologie-Studentin, die kann doch gar nicht anders als selbst nen Knacks haben. Zu allem Übel packt Fitzek aber noch ne Schippe drauf. Arezu ist nicht nur der Auslöser für die AchtNacht-Jagd, sie besitzt außerdem eine multiple Persönlichkeit, ist magersüchtig und ritzt sich das Fleisch von den Knochen. Das alles aufgrund einer zu schweren, von Mobbing geprägten Kindheit. Einfach zu viel für ihre schwachen, dünnen Schultern.
Doch von ihrem zweiten Ich, so-called „Oz“, weiß vorerst niemand.
Ben wiederum ist der Vater und Verursacher der im Rollstuhl sitzenden Jule. Vorurteile prägen seinen Alltag, weshalb er sich beim jährlichen Selbstmitleids-Saufen im Suff als Gejagter nominiert und für die AchtNacht frei gibt.
Über ¾ des Buches hat man also absolut keine Ahnung wer die Protagonisten nominiert hat, was gegen Ende dann echt eine Art Schock auslöst, wenn es im Kopf klick macht und sich alle Puzzleteile zusammensetzten lassen. Denn es handelt sich echt um eine Mit-denk-Story, so wie es für gute Thriller üblich ist, bzw. sein sollte. Insgesamt ist der Aufbau und die Ausgestaltung der Charaktere von Anfang bis zum Ende gut durchgedacht und keine Details werden zu früh verraten. Heißt die Spannung fesselt den Leser wunderbar über die vollen 400 Seiten.
Letztendlich überleben sowohl Benjamin als auch Arezu die tödliche AchtNacht, trotz Jägern, Verletzungen, Polizei und einer vergifteten, im Koma liegenden Jule als Druckmittel. Obwohl? Ben lebt nur scheintot weiter und vererbt die Millionen, die er aufgrund seines fake Selbstmordes erhält an Jule und seine Ex. Ben die Karteileiche. But he’s fine with that.
Arezu begibt sich in Therapie.
#Psychologie Studentin nach gescheitertem sozialpsychologischem Experiment in psychiatrische Behandlung übergeben.
Oder war das Experiment doch erfolgreich?
Ansichtssache.
Und hiermit auch das was mir am besten am Buch gefallen hat:
Die grundlegende Kritik an dem heutzutage neu definierten Legitimitätsglauben der Menschen.
Wie trennt man falsche Daten von der Wahrheit im Internet?
Sind alle Menschen so naiv Gelesenes als legitim zu erachten, einzig aus dem Grund, dass es im personalisierten Facebook-Verlauf steht?
Aber wie soll es möglich sein das Internet zu hinterfragen?
Anonymität undso…
Die Moral aus der Geschicht:
Nur weil es da steht, ist man nicht automatisch dazu befugt einer Aufforderung zu folgen oder dies real zu dürfen.
Man horsche meiner Mum:
Wenn jemand zu dir sagt: „Spring aus dem Fenster!“, springst du dann echt aus dem Fenster?
Sebastian Fitzek könnte wohl auch meine Mum sein.

JM.